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Geschichte / Häß

Die Geschichte

 

Die Fasnet in Bubsheim geht nachweislich auf eine alte Tradition zurück. Schon im althohenbergischen „Dorf- und Fleckebüchlein“ aus dem Jahr 1651 hieß e: „Die Mann- und Laienfasnacht soll am Montag nach der Herrenfasnacht gehalten werden“. Auch zwei Flurnamen auf dieser Gemarkung – das „Narrenbergle“ in Richtung Böttingen und der „Fastnetnarr“ auf dem „Börnle“ lassen vermuten, dass in früheren Zeiten schon in Bubsheim Fasnet gefeiert wurde.

 

Wie sich wohl die Bubsheimer Fasnet in grauer Vorzeit abgespielt haben mag?

Ein erster Hinweis gibt uns eine Anzeige im Heuberger Boten aus dem Jahre 1880, in der Bärenwirt Anton Grimm am Fastnachtssonntag-Nachmittag bei gut besetzter Blechmusik zu einer Tanzunterhaltung einlud. Am „Schmotzigen Donnerstag“ begann am Brunnen bei der Schule der „Pflugumzug”. An der Fasnet gingen von hier die Männer ab, die auf dem Rücken „Viehkummeter” trugen. Auch die Strohbären, die zunächst beim Haus Martin Meßmer nahe der alten Kirche zusammen gekommen waren, trafen sich am Schulhaus. Die Kinder hatten immer einen „Heidenrespekt“, wenn sich am Schmotzigen Donnerstag die Narren und alten Hexen unter großem Geschrei und Lärm vor dem Schulhaus trafen. Dem Lehrer wiederum war dies ein großes Ärgernis, denn die Aufmerksamkeit der Schulkinder während des Unterrichts war — wie könnte es auch anders sein — nicht gerade groß. Zur damaligen Zeit spielte sich die Fasnet größtenteils auf den Dorfstraßen ab. Während des Il. Weltkrieges ruhte die Fasnet vollkommen. Erst im Jahre 1946, nach dem schrecklichen Kriege regte sich wieder das närrische Blut. 1947 wurde dann die Fasnet in etwas größerem Rahmen aufgezogen. Erstmals erschien auch die „Bubsheimer Hechel“, Dieselbe wurden in einer Stückzahl von ca. 100 Stück hergestellt. Der erste „Bunte Abend“ fand 1948 im Gasthaus zum „Bären“ statt.

 

 

Die Fasnet ist ein Brauchtum, das uns von unseren Urvätern, überliefert wurde. Der gesunde Humor, der treffende Witz, das lustige Fasnetsspiel müssen die Tage der Fasnet zu jener Zeit machen, in der Alt und Jung einmal von sich werfen darf, was sonst einengt, verbietet und niederzwingt.

Um dieses Brauchtum zu erhalten, fand am 11.11.1953 im Gasthaus zum „Waldhorn“ eine Versammlung statt, zwecks Gründung einer Narrenzunft.

Vierundzwanzig Gründungsmitglieder, die auch zugleich einen Vereinsbeitrag von DM 2,00 entrichteten, hoben die neu gegründete Narrenzunft aus der Taufe.

1954 fand eine Fasnachtsveranstaltung gestaltet vom Sportverein und der Narrenzunft statt. Die Vorstandschaft der Narrenzunft wurde in einer Versammlung im März 1954 gewählt. Ab sofort wurden die Fasnachtsveranstaltungen nur noch von der Narrenzunft durchgeführt.

Bei der Generalversammlung am 11.11.1954 waren bereits 68 Mitglieder der neugegründeten Narrenzunft beigetreten.

Im Jahr 1957 schlief die noch junge Zunft wieder ein.

In den 70er Jahren begannen andere Vereine in der Fasnetszeit „Bunte Abende” abzuhalten. 1984 beschloßen zwei Familien auf Initiative von Martin Stier (1988) und Richard Petrich die eingeschlafene Narrenzunft aus dem Schlaf zu erwecken. Und so kam es, dass Sie bunt kostümiert beim Narrentreffen in Kolbingen unter dem Motto „Die Narrenzunft Bubsheim im Dornröschenschlaf“ mitwirkten. Somit war der Grundstein für eine neue Narrenzunft gelegt. Infolge einer Anzeige im Mitteilungsblatt fanden sich zahlreiche Interessenten zwecks Neugründung einer Narrenzunft am 11.11.1984 im Gasthaus Traube ein.

 

 

Das Habermusweible mit der Maske stellt nach einer Sage eine Bauersfrau mittleren Alters dar, so wie sie etwa vor 100 Jahren lebte. Das Habermusweible, welche der Zunft auch Ihren Namen gab, ist einer alten Sage entnommen, wonach diese ihrem Mann das Vesper – Habermus in einer Saublodder - aufs Feld brachte. Das Kleid und das Schäpple ist an die alte Bubsheimer Sonntagstracht angelehnt und soll die fürsorgliche Gutmütigkeit der Frauen des Heubergs darstellen.

Der Bürglenarr, die männliche Figur dieser Zunft ist nach dem Bürgle oberhalb der Anhauser Mühle benannt. Die Burg ist auf dem Larventuch zu sehen, der Mühlstein und der Mehlsack deuten auf die Mühlen hin. Die Figuren auf den Hosen sind ein Burgfräulein sowie der Schauber. Der Schauber war ein Fuhrmann, welcher früher von Bubsheim nach Zürich auf den Kornmarkt gefahren ist, um das ihm anvertraute Korn zu verkaufen.

Der Bürglenarr

 

Der Bürglenarr ist nach dem Bürgle oberhalb der Anhauser Mühlen benannt. Das Bürgle wird von den Experten des Regierungspräsidiums Freiburg etwa auf das Jahr 1000 datiert. Diverse Mauern und das Verlies oder der Brunnen sind heute noch zu erkennen.

In einem Zeitungsbericht vom 20.2.1955 ist hinterlegt, dass nach Volksüberlieferungen das Bürgle bei Anhausen ein Klösterle gewesen sei. Dies konnte aber nicht bewiesen werden, nach Pfarrer Rothenhäusler, der Urkunden heranzog und Grabungen machte, sei dieses Kloster zu Egesheim gestanden, in der Nähe der Kirche, unweit des heutigen Friedhofs und erst um etwa 1300 gegründet. Das Bürgle aber stand oberhalb der Anhauser Mühlen und was als sicher gilt ist, dass die Anlage ein befestigter, kleiner Adelssitz war und als solcher begründet wurde. Urkundlich erwähnt ist Manegold von Anhausen als Schenkgeber an das Kloster St. Georgen. Nach 1095 werden keine weiteren Herren von Anhausen genannt. Ob das Geschlecht ausgestorben ist, in Kriegswirren oder durch Seuchen und Hunger umgekommen oder ob diese Ritter sogar am Kreuzzug 1096-1099 teilgenommen haben, ist nicht belegt.

Der Bürglenarr wurde 1986  / 87 von Waltraud Dreher entworfen und gemalt, die Maske von Norbert Hermle entworfen. Am 5.3.1988 wurde ein Kameradschaftsabend abgehalten, bei dem die Maskenübergabe des neuen Schellennarren stattfand.  48 Schellennarren haben dann ihr neues Häs erhalten.

Am 11.7.1988 wurde der Narr nochmals offiziell und öffentlich bei der Hockete vorgestellt.

Das Aussehen des Bürglenarrs:

Die Burg ist auf dem Larventuch zu sehen, der Mühlstein und der Mehlsack auf dem Larventuch deuten auf die Anhauser Mühlen hin. Das Narrenkleid ist von Efeu umrankt.

Die Figuren auf der Hose sind ein Burgfräulein sowie der Schauber. Dies war ein Fuhrmann, welcher früher von Bubsheim nach Zürich auf den Kornmarkt gefahren ist, um das ihm anvertraute Korn zu verkaufen.

In der Hand hält der Narr einen Mehlsack am Stecken, um die Zuschauer bei den Umzügen zu necken.

Bei den Umzügen, zu denen die Zunft vom Musikverein begleitet wird, springen die Narren zum Narrenmarsch, der von Werner Meßmer komponiert und getextet wurde.

 

Der Bürglenarr ist ein typischer Weißnarr.

Die Maske des Bürglenarren ist der männlich gefurchten Gattung zuzuweisen. 

Das Gschell wird beim Bürglenarr diagonal über Brust und Rücken getragen. Die Glocken sind auf lederne Riemen genäht, so dass sie beweglich sind und bei jeder Bewegung zum Tönen gebracht werden. Da schon in früheren Zeiten das Vieh Glocken trug wurden diese schon beim Übergang von der Winterzeit in das neue landwirtschaftliche Jahr  benutzt, um den Frühling zu wecken. Mit der Christianisierung bekamen die Schellen eine andere Symbolik: sie (die Narren) sind ganz auf sich selber fixiert und was sie von sich geben ist nichts als hohles Getön und leeres Geklingel. Wie bei den meisten Narren ist das Gschell des Bürglenarren aus runden Hohlkugeln mit Schallschlitzen gemacht, innen ist ein Klöppel aufgehängt.

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Das Habermusweible

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Am 28.7.1985 wurde das Häs beim Grillfest auf dem Schulhof der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Häs wurde 1984/1985 von den Zunftfrauen entworfen und genäht, wie im Protokoll der Sitzung vom 19.3.1985 nachzulesen ist. Die Maske wurde von Norbert Hermle gestaltet.  In der Sitzung vom 6.6.1985 stellte Norbert Hermle seine entworfene Mustermaske vor, die sehr gut gefiel und somit sollten alle Weiblemasken nach diesem Muster angefertigt werden.

In der Zunft- und Elferratssitzung am 11.1.1986 konnte Vorstand Martin Stier den einzelnen Mitgliedern die bestellten Gewänder überreichen.

Das Habermusweible ist die für die Zunft namensgebende Figur und den lokalen Sagengestalten zuzuordnen. Diese gehören der jüngeren Brauchschicht an, haben alle ihre spezielle Geschichte und sind Ausdruck von Heimatverbundenheit. So auch das Habermusweible:

Das Habermusweible stellt eine Bauersfrau mittleren Alters dar, wie sie im 19. Jahrhundert hier lebte. Früher war es üblich, dass die Frauen ihrem Mann das Vesper auf`s Feld brachten, was oftmals Habermus in einer Saublodder war. Die Schweinsblase steht in der Fasnet als Zeichen für die Vergänglichkeit und vom romanischen Wortursprung gleichen sich fol oder fou für Narr und follis für „leerer Sack“ oder „Haut ohne Inhalt“. Seit jeher werden die Bubsheimer im Umkreis Habermuser genannt. Das Kleid und das Schäppele ist an die alte Bubsheimer Sonntagstracht angelehnt. Zusammen mit der Maske soll sie die Gutmütigkeit der Frauen des Heubergs darstellen.

Das Schäppele ist auf einen französischen Modeeinfluss zurück zu führen, der mit Napoleon auch in unsere Region kam. Die Frauen trugen einen Kopfschmuck, der seiner Form nach einer Kapelle ähnelte. Die Schwaben machten aus dem französischen „Chapelle“ (Kapelle) dann die schwäbische Version: „Schäppele“!

In ihrem Weidenkorb hat das freigiebige Weible immer etwas für die Zuschauer und Kinder dabei.

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Das Elferratshäs

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In der Generalversammlung vom 1.12.84 wurden nicht nur die Vorstandschaft und Elferrat gewählt, sondern auch die weiblichen Beisitzer Amalie Huber, Marianne Hirth, Monika Grimm, Rosi Petrich und Waltraud Dreher, welche sich in den kommenden Jahren intensiv mit der Gestaltung und Herstellung des Häs von Elferrat, Weible und Narr beschäftigten.

In der Ausschusssitzung am 18.12.1984 im „Bären“ legte Waltraud Dreher einige Entwürfe für die Kleidung des Elferrats vor. Nach Betrachtung der Entwürfe wurden die Frauen des Häsausschusses beauftragt die Kleidung herzustellen, die die Sonntagskleidung eines Bauern darstellen soll.

Das Häs des Bubsheimer Elferrats besteht aus einem schwarzen, großen und breitkrempigen Hut, der mit Hafer-Rispen geschmückt ist. Der Mantel ist in dezentem hellbraun gehalten und fällt lang ab.  Im Brustbereich sind der Wappenbaum der Gemeinde Bubsheim, die Weidenbuche, Hafer und die Aufschrift „Habermuszunft Bubsheim“ eingestickt. Vergoldete Knöpfe deuten auf die teure Sonntagstracht der Bubsheimer Bauern hin. Die Weste ist in grün gehalten und eine goldene Uhrenkette schmückt sie. Um den Hals trägt der Elferrat derzeit einen schwarzen Schal über dem Bauernhemd. Schwarze Hosen und schwarze Schuhe runden die Figur ab.

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Schweden Anna / Schweden – Annele

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Die Figur der Schweden-Anna geht auf eine seit Jahrhunderten mündlich überlieferten Begebenheit aus dem 30-jährigen Krieg zurück, somit ist sie vom Typus her den Lokalen Sagengestalten zuzurechnen. Hierzu hat Michael Häring im Heimatbuch der Gemeinde Bubsheim auf Seite 331 unter dem Kapitel „Sagen, Sitten und Brauchtum“ folgendes geschrieben:

„Nach der mündlichen Überlieferung soll auch im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), im sogenannten Schwedenkrieg, der Ort bis auf ein Haus verbrannt worden sein. Sämtliche Einwohner seien mit Ausnahme einer Frau, dem „Schweden-Annele“, dabei ums Leben gekommen. Das „Schweden-Annele“ sei voll Blut gewesen und für tot angesehen worden. Nach anderer Quelle soll das „Schweden-Annele“ in einem Hause hinter der „Traube“ am damaligen Dorfende gewohnt und sich im Schweinestall versteckt haben.“

Des Weiteren wird heute noch im Ort erzählt, dass das „Schweden-Annele“ vor dem Überfall der Schweden ein Huhn oder einen Hahn geschlachtet hat und sich mit diesem Blut beschmiert hat. Dazu soll sie sich in einen Schweinestall gelegt und tot gestellt haben, so dass die Schweden sie in Ruhe gelassen haben.

Mit der Fasnetsfigur „Schweden-Annele“ möchte die Habermuszunft an diese Sage erinnern und für die Nachwelt erhalten.

Das Häs des Anneles ist genau an die damals üblichen Kleider gehalten, die in den Verordnungen der je nach Flecken herrschenden Obrigkeit nachgelesen werden kann. Dies wurde damals genau verordnet, weil die Kleidung der Sittsamkeit Ordnung tragen sollte, aber auch, weil die Obrigkeit ein großes Interesse daran hatte, dass die Bevölkerung ihr Geld nicht im Übermaß für Kleidung ausgab und die Steuern bezahlen konnte. Die bäuerliche Bevölkerung steuerte die praktischen Seiten bei.

Folgende Attribute sind im Schweden-Annele verarbeitet:

Das ganze Häs ist auf die Zeit des 3o-jährigen Krieges angelegt. Da man in jener Zeit noch keine Knöpfe hatte, war alles auf Bändchen sogenannten „Nesteln“ aufbereitet. Im Schuhnestel hat sich der Begriff noch erhalten. Bei kleinen Kindern, welche an Kleidungsstücken herumspielen sagt man heute noch: „Was neschtles an dir rum?“

Da die Frauen oft schwanger waren, Kleinkinder zu versorgen und zu arbeiten hatten entstand schon im 13. Jahrhundert das „Mauder“, aus dem sich dann das „Mieder“ entwickelte. Um mit der wechselnden Leibesfülle klar zu kommen, wurde es mit Löchern versehen und einem „Nestelband“ zum Schnüren. Bis heute tragt man „Mieder“ zu Tracht und Dirndl.

Um den Rock zu schützen wurde ein Vortuch oder Schoos umgebunden, die spätere Schürze. Bei der Arbeit war es Grobtuch, beim Festhäs waren es dann feinerer, bedruckter Kattun bzw. Baumwolle.

Das Hemd war am Tag Bluse, in der Nacht Nachtwäsche. Oft waren die Ärmel und das Oberteil aus feinerem Leinen. Der untere Teil ist aus Grobleinen, so auch beim Annele,   denn sie gehörte zur unteren Volksschicht.

Die weiße Haube war die damals übliche Kopfbedeckung.

An der Rockinnenseite ist ein rotes Band eingenäht, was bei den Männern sehr großen Anklang fand. Dieses Band zeigt sich bei schnellen Drehungen, wie man sie z.B. beim Tanz erreicht.

Ebenfalls für Erregung sorgten die damals üblichen roten Kniestrümpfe, mehr als die Strümpfe und das rote Innenband war an Zeigen von Reizen nicht erlaubt.

Schuhwerk: Wenn sich jemand um diese Zeit Schuhe aus Leder leisten konnte, so waren diese vorne gerade zugeschnitten (abgehackt). Übliche Fußbedeckungen in dieser Zeit waren Strohschuhe oder Holzschuhe.

„Hennekorb“: Solche Körbe hingen oft in den Schlafstuben der Menschen und die kleinen Vögel, die darin gehalten wurden, wurden von Zeit zu Zeit heraus gelassen, um das Ungeziefer aus den Strohmatratzen zu picken. Man kann so einen Korb aber auch auf dem Rücken tragen und damit ein Huhn oder Hahn auf die Wanderschaft oder zum Verkauf mitnehmen. Wir nehmen an, dass das Annele nur einen Hahn oder ein Huhn getötet hat und ein Huhn mitgenommen hat, um weiterhin Eier zu haben.  

In der Hand hält sie das tote Huhn und kann damit die Zuschauer bei den Umzügen necken und mit Erfrischungen erfreuen.

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